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Wer Menschen dabei zuschauen will, wie sie sterben, hat es heutzutage nicht schwer. Unheilbar Kranke erzählen auf You- Tube oder in Weblogs ihre Leidensgeschichten, auf Social Media und in Liveübertragungen lassen sich individuelle Sterbever- läufe verfolgen und Filmemacher begleiten Sterbende in den letzten Wochen und Monaten ihres Lebens. Die einstige Tabui- sierung des Todes hat sich mittlerweile in eine regelrechte Ge- schwätzigkeit über verschiedene Facetten des Lebensendes ver- wandelt: Wir diskutieren hitzig über Sterbehilfe, sinnieren über die Frage nach dem guten Tod, denken über unseren Umgang mit Demenzkranken nach oder fragen uns, wie eine angemes- sene Gesundheitsversorgung am Lebensende aussähe.
Den Geschichten sterbender Menschen Aufmerksamkeit zu schenken, kann bei der Suche nach Antworten darauf hel- fen. Wenn wir unmittelbar mitbekommen, wie jemand im An- gesicht des Todes lebt, in welcher Weise eine Person auf eine infauste Prognose reagiert oder was die Möglichkeit der Sui- zidhilfe für Menschen bedeutet, können wir überprüfen, ob unsere Sichtweise der Realität entspricht und unsere Meinun- gen tragen.
Und uns drängen sich weitere Fragen auf: Darf man das eigentlich – Menschen beim Sterben beobachten? Oder gibt es Grenzen des Zeigbaren? Dringen wir zu tief in private Sphären vor? Wie wirkt sich der intime Blick auf das Sterben anderer auf unser eigenes Leben aus? Und welchen Einfluss hat auf unse- ren Umgang mit dem Sterben, wenn in den Medien auf be- stimmte Weise davon erzählt wird?
Fragen wie diesen wollen wir nachgehen, indem wir fünf Dokumentarfilme über das Sterben und den heutigen Umgang mit dem Lebensende anschauen und mit den Filmemachern und weiteren Diskussionspartnern aus der Medizin, den Geis- tes- und Sozialwissenschaften, der Ethik und der Theologie ins Gespräch kommen.