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Kurzfassung
Das ethische Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Patientenwohl in der klinischen Pati‐ entenversorgung von Krankenhäusern und Spitälern ist ein wichtiger Themenschwerpunkt in den Ökonomisierungs‐ und Kommerzialisierungsdiskussionen im Gesundheitswesen. Diese Arbeit betrachtet die Zusammenhänge zwischen Ökonomie und Patientenwohl aus der medizinethischen und krankenhausbetriebswirtschaftlichen Perspektive. Dabei wird die Ärzteschaft in Krankenhäusern in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt.
Drei ausgewählte Aspekte (Genfer Gelöbnis; Krankenhausgewinne; Konzeptansatz Gute ärztliche Unternehmensführung) werden innerhalb eines medizinethisch‐organisationsbe‐ zogenen Strukturkonzepts im Krankenhaus analysiert. Auf der professionsethischen Ebene ist der Rückhalt für die Ärzteschaft zum Themenkreis Ökonomie nur gering ausgeprägt, weil das Genfer Gelöbnis als wichtiger ärztlicher Verhaltenskodex auf ökonomischen Fragen kei‐ nen direkten Bezug nimmt. Auf der versorgungsethischen Ebene führt das für Krankenhäu‐ ser wichtige Unternehmensziel betriebswirtschaftlicher Krankenhausgewinne zu morali‐ schem Druck auf die Ärzteschaft. Auf der organisationsethischen Ebene existiert für die Ärzteschaft kein strukturiertes Ethikinstrument zur Integration medizinethischer Aspekte in die betriebswirtschaftliche Gesamtsteuerung von Krankenhäusern. Vor diesem Hinter‐ grund wird ein erster Konzeptansatz Medical Corporate Governance (Gute medizinische Unternehmensführung) vorgestellt. Er soll der instrumentellen Ausfüllung der medizin‐ ethisch‐organisationsethischen Ebene an der Schnittstelle Medizin/Ökonomie innerhalb der Ethikstruktur von Krankenhäusern dienen.
Neue Argumente zur Bedeutung medizinethisch orientierter Weiterentwicklungsansätze für Krankenhäuser sollen die wissenschaftlichen Diskussionen um Ökonomisierungs‐ und Kommerzialisierungsphänomene in der klinisch‐akutstationären Patientenversorgung er‐ gänzen.